An Benutzer 81 [Beitrag #198386] :: Mi., 19 Januar 2011 05:19
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KaiLasse
Beiträge: 41 Registriert: November 2010
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Zunächst einmal ich respektiere zwar deinen Einsatz trotzdem halte ich viele deiner Einstellungen für äußerst fragwürdig .
Ich selbst arbeite im Einzelhandel und finanziere mir so ein Studium der Neurologie bin derzeit im 7 ten Semester. Du schreibst zum Beispiel, dass Leute für die ihr Haarausfall ein Problem sei, lediglich ein Kopfproblem haben und daran seien sie selber schuld.
Das entspricht nicht den derzeitigen empirischen Erkenntnissen. Der sogenannte frei Wille offenbart sich für uns vom Fach mehr und mehr als Illusion , die Erkenntnisse der letzten Jahre weisen klar und deutlich in diese Richtung. Du kannst ja gerne weiter daran glauben, dass jeder über sich selbst Kontrolle ausübt ,die Daten die wir zur Verfügung haben weisen leider in eine völlig andere Richtung.
Außerdem erzählst du ständig etwas von einem Selbst und einem Bereich der Innerlichkeit. Auch da muss ich dich aus meiner Sicht enttäuschen. Hier handelt es sich meiner Ansicht nach bestenfalls um eine Projektion deines Gehirns die du keineswegs nach Belieben programmierst. Du genießt das Privileg mit deinem Haarausfall leben zu können andere jedoch nicht.
Weiter gibt es im menschlichem Gehirn eine ganze Palette von Bereichen die für nichts anderes zuständig sind als die körperliche Selbstwahrnehmung. Das Wohlbefinden eines Menschen hängt sehr wohl davon ab, ob dieses erzeugte Bild konfliktlos ins Selbstbild integriert werden kann und nochmal dies wird von keinem kontrolliert weil es keine meines erachtens keine Kontrollinstanz namentlich ein Selbst in der von dir vorgeschlagenen Form gibt, sondern der Vorgang der Selbstorganisation folgt und da ist logischerweise keiner dran Schuld.
ich plädiere immer dafür stark betroffenen , wenn keine anderen psychischen Erkrankungen vorliegen, die Möglichkeit zu geben ihren Haarausfall zu bekämpfen anstatt psychologisch medikamentöse Therapien anzuwenden und so künstlich den Spiegel an Neurotransmittern zu verändern ,was in diesem Fall meiner Ansicht nach einen viel stärkeren Eingriff in die Persönlichkeit des Betroffenen darstellt als eine HT oder ein Haarersatz.
Deine Weltanschauungen bleiben deine Sache. ich stimme aber absolut nicht mit dir überein was auch an meiner eigenen Situation liegen sollte so wie ich denke, dass es an deiner liegt das du das postest was dir so als richtig erscheint.
Trotz unserer Meinungsverschiedenheiten weiterhin alles gute
Kai
[Aktualisiert am: Mi., 19 Januar 2011 05:38]
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Aw: An Benutzer 81 [Beitrag #198490 ist eine Antwort auf Beitrag #198386] :: Do., 20 Januar 2011 02:51
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benutzer81
Beiträge: 6229 Registriert: November 2006
Power Member ***** Top-User
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@Kai,
zunächst einmal habe ich zu keinem Zeitpunkt geraten dass Betroffene nichts mit gegen ihren HA unternehmen sollen sondern lediglich die Art der Inormationsverarbeitung aberändern können - und hier bin ich mit Thomas Metzinger einer Meinung wenn er sagt, dass es langfristig gesehen doch irgendwo eine Instanz geben muss die man freien Willen nennen könnte und in dieser Hinsicht eingreifen kann, eben nur langfristig gesehen.
Ich schätze dein Fach sehr, nicht zuletzt weil ich die Ergebnisse aus dieser Forschungsrichtung auch beruflich nutzen kann. Ich besitze diesbezüglich auch bestimmt nicht dein empirisches Wissen aber mir ist trotzdem bekannt, in welchen Kategorien die Forscher deines Faches denken - und dieses ist mir einfach zu systemorientiert und unterliegt zu sehr einer mechanistischen Betrachtungsweise. Denn umso tiefer die Neurologie gräbt und um so tiefer sie in das System der Wahrnehmung/Selbstwahrnehmung hineinblickt, so muss sie doch zugestehen dass sie den "Kern" des Ursprungs (und den muss es zwangsläufig irgendwo geben, sonst gäbe es keinerlei Entwicklung) nicht findet und ständig an eine Grenze stösst, die sie sich nicht erklären kann.
Hier geraten wir in den philosophischen und teils spirituellen Bereich des Lebens vor, die sich dieser Frage wohl eher witmen sollten als der reine Neurologe.
Ich selbst bin auch der Meinung dass es den freien Willen (so wie wir ihne erleben) wohl nicht gibt, dennoch gibt es meines Erachtens dort eine Hintertür auf die wir bewusst zugreifen und einwirken können um somit Veränderungen bewusst hervorzurufen.
Die Neurologie steckt in dieser Fragestellung einfach noch zu sehr in den Kinderschuhen als dass sie sich über solche tiefgreifende Fragen hinwegsetzen und einen Wahrheitsanspruch für sich behaupten könnte.
In diesem Sinne
benutzer
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Aw: An Benutzer 81 [Beitrag #198578 ist eine Antwort auf Beitrag #198386] :: Fr., 21 Januar 2011 01:05
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KaiLasse
Beiträge: 41 Registriert: November 2010
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Danke für die klärenden Worte Benutzer81. Meine Tonlage war vielleicht auch etwas unangebracht. Mir ist völlig klar, dass wir beispielsweise erkenntnistheoretisch Prämissen in Anspruch nehmen die mittels der methodik der Neurologie nicht zu beweisen sind und wir da auf die Philosophie angewiesen bleiben. Insofern bin ich kein Hard Core Vertreter meines Faches. Meine Philosophische Grundeinstellung ist wie du unschwer erkennen konntest in der Diskussion um die Willensfreiheit der Determinismus was bei einem zukünftigem Neurologen keinen sonderlich verwundern sollte. Zu Metzinger nur soviel für das einzelne Individuum mag das durchaus in der gesonderten Betrachtung stimmen kaum jemand würde leugnen, dass Rationalität und neue Betrachtungshorizonte unser Denken und Handeln in Kombination mit bewusster praktischer Einübung also Wiederholung verändern können. Dazu ist aber zu bedenken ob dieser Prozess der stattfindet nicht wieddrum determiniert ist . Auf der Makroebene ist darüberhinaus und das würde er kaum bestreiten unser Verhahlten deteminiert was an den Gesetzen des Universums liegt in dem wir leben. Ich denke aber weiter, dass Persönlichkeitsstrukturen äußerst robust sind was soviel heißt wie es handelt sich zwar um einen Prozess jedoch bleiben charakteristische Grundzüge immer erhalten.Nehmen wir an, dass es , sich hier um einen Prozess handelt der in einem gewissem größerem Rahmen einigermaßen geregelt abläuft, so bleibt natürlich eine gewisse Flexibilität bestehen die Raum für Veränderung zulässt sofern gebe ich dir Recht. Zugleich bleiben allerdings charakteristische Merkmale erhalten von denen wir uns im Normalfall eben nicht trennen können was daran liegt dass die Schaltkreise in unserem Gehirnen unterschiedlich verlaufen von denen viele in der Kindheit entstehen heißt die Vernetzungsstruktur innerhalb jedes menschlichen Gehirnes ist anders. Mit dieser Ambivalenz umgehen zu können bleibt für jeden eine große individuelle Herausforderung. Für uns hier heißt das nur Mut zur Veränderung ist eine super Sache, jedoch müssen wir anderen ihre Schwächen und Fehler verzeihen da sie oft wirklich nicht dafür verantwortlich sind. Der Fokus liegt deshalb für mich in unserem Bereich auf individueller Problembeältigung um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen wenns in manchen Fällen ne Haarschneidemaschine tut warum nicht? wenns ne Ht oder ein Haarteil tut auch in Ordnung . Ich halte es ebenfalls für furchtbar wenn junge Menschen mit Problemen wie der Aga nicht fertig werden und keine Lösung finden die ihnnen entspricht. Es kostet zwar eine Menge arbeit an sich selbst und da machtst du nen super Job auch wenn ich deine Linie oftmals für etwas einspurig halte, insofern korrigiere ich mich gern mein Anliegen ist es eher deine Haltung ein wenig zu relativieren . Wir haben heutzutage bessere Mittel und Wege damit umzugehen als je zuvor also Kopf hoch Leute wenn ihr depressiv werdet und euch in eurem Häusle verkriecht versaut ihr euch nur die Möglichkeit euch selbst helfen zu können.
PS: Ich hoffe dass der Text den Rahmen des Forums nicht zu sehr strapaziert . Für Interessierte die in das Thema einsteigen wollen noch ein Buchtipp: Eric Kandel, Auf der Suche nach dem Gedächtnis( auch wenn ich nicht in allen Thesen mit ihm übereinstimme) Sorry an die Moderatoren für die Änderungen der gegenstand ist doch recht komplex
[Aktualisiert am: Fr., 21 Januar 2011 03:55]
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Aw: An Benutzer 81 [Beitrag #198644 ist eine Antwort auf Beitrag #198578] :: Sa., 22 Januar 2011 20:01
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benutzer81
Beiträge: 6229 Registriert: November 2006
Power Member ***** Top-User
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Puhhhh.. du holst weit aus
Ich sehe es so, ob dieser Vorgang einem Determinismus unterliegt und ob die Veränderung selbst einem deterministischen Ablauf unterworfen ist, ist doch im Grunde egal.
Selbst wenn dem so wäre, dann hole ich vielleicht schlichtweg weiter und tiefgründiger in diesem System aus.
Auf der Mikroebene gelten diese Gesetze allerdings nicht mehr und wer weiß schon wie tief das "Ich" nun wirklich sitzt? In der Welt der Quanten gilt dieser Determinismus nicht, wobei auch hier die Wahrscheinlichkeit einer gewissen Gesetzmäßigkeit zu horchen scheint. Daher wird auch diese Ebene gerne als Beleg für den freien Willen ausgeschlossen aber interessant wird`s beim Übergang von der Mikro zur Makroebene. Wenn ein Bewusstsein diesen Wellenkollaps auslöst (Kopenhagener Deutung) - wer ist dann dieses Bewusstsein? Geht von ihm ein freier Wille aus? Sind wir vielleicht alle dieses eine Bewusstsein und die Änderung beginnt bei diesem Ich?
Wenn ich den Menschen als Individuum getrennt von seiner Umwelt ansehe, so wird ein Determinismus unumgänglich und ich muss den freien Willen an dieser Stelle tatsächlich in frage stellen.
Man wird irre wenn man drüber nachdenkt und ich habe selbst auch irgendwann aufgehört darüber nachzudenken. Ich glaube und vertraue, dass schiebt an und hilft bei der gewünschten Veränderunge, welcher Wille auch immer diesen Wunsch auslöst.
Wer nur an der Oberfläche herumkratzt aber nicht in sich selbst sieht, wird auch immer ein Opfer von oberflächlichen, unbewussten Vorgängen im Gehirn bleiben (so wie es den meisten geht)
[Aktualisiert am: Sa., 22 Januar 2011 20:03]
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Aw: An Benutzer 81 [Beitrag #219542 ist eine Antwort auf Beitrag #198386] :: Fr., 20 Januar 2012 16:19
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dropC
Beiträge: 5 Registriert: Januar 2012
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auch wenn der letzte Post schon fast 1 Jahr her ist... ich finde das Thema sehr interessant und möchte auch mal auf die Kritik KaiLasse eingehen.
Auch wenn das hier mein erster Beitrag überhaupt ist, lese ich schon seit geraumer Zeit hier im Forum mit und habe von Benutzer81 mittlerweile so einiges gelesen; ich kann ihm in sehr vielen Angelegenheiten zustimmen, aber ich denke auch zu wissen, dass er nicht von einer objektiven bzw. universellen Lösung der Problematik ausgeht.
Beispielsweise lese ich nirgends, dass durch die reine Vorstellungskraft alles möglich ist. Auch der frei Wille (in seiner ideellen, theor. Erscheinung) ist Utopie, da alles (was den uns bekannten Kräften in diesem Universum unterliegt), durch etwas anderes bedingt wird, sprich von etwas anderem abhängt.
Wenn ich beispielsweise davon spreche, dass ich mich draussen in der Welt frei bewegen kann, dann meine ich damit nicht, dass ich durch Wände und über Wasser gehen kann- dass ich aber innerhalb eines determinierten Rahmen mich für einen Weg meiner Wahl frei (Im Sinne von: ich hätte auch einen anderen Weg wählen können) entscheiden kann. Und auch wenn ich einen Weg nicht gehen kann, dann kann ich es wenigstens probieren - oder aber ich sage von vornherein, dass der Weg für mich unabänderlich vorherbestimmt ist und ich ein Spielball bzw. Opfer des Schicksals bin..
Nichts anderes lese ich in Benutzer81 seinen Posts.
Mir ist mein HA schon vor Jahren aufgefallen, und immer wieder habe ich mich im Spiegel angeschaut und mich gefragt, was ich wohl in ein paar Jahren machen werde, wenn ich mit meiner gewohnten Frisur nicht mehr weit komme und ich in irgendeiner Weise handeln muss. Ich habe diesen Punkt mittlerweile erreicht.
Entscheidend für mich gerade ist, dass ich lerne, mich auch mit dem HA zu akzeptieren und an meiner Einstellung dazu arbeite. Wieso? Egal, was ich zukünftig evtl. für kosmetische/medizinische Behandlungen in Betracht ziehen werde- ich will auf jeden Fall einen "sicheren Hafen" haben, in den ich zurückkehren kann, falls alles fehl schlägt. Im Besten Fall habe ich mich so gut damit angefreundet, dass ich auf keine dieser Lösungen zurückgreifen muss.
Ohne zynisch klingen zu wollen, aber gerade der HA/eine AGA bietet vielen eine optimale Gelegenheit zu lernen, sich Hilfe nicht immer von "außen" zu holen bzw. die Lösungen zu jeglichen Problemen und Hindernissen im Leben automatisch draussen in der Welt zu suchen. Weil wenn es nicht der HA ist, der es schafft, einen so runterzuziehen, dann ist es früher oder später etwas (oder sogar jemand) anders- wenn nicht, dann hat man wirklich verdammt Glück und das Leben hat einem wohl im wahrsten Sinne nur einen einzigen Streich gespielt.
An dieser Stelle nun zu sagen, die durch die Kindheit (oder andere Zeiträume) gefestigten "Hirnstrukturen" verhindern, dass jemand versucht, sich so anzunehmen wie er ist, ist wohl absoluter Schwachsinn- und das ist hier auch das einzige, was ich mit Gewissheit sagen kann.
Im Buddhismus wird der Mensch gerne mit einer Welle verglichen:
Diese hat nichts eigenes, nichts, was absolut fest ist und somit auf die ganze (Lebens)Zeit unabänderlich. Auch unsere Persönlichkeit ist ein Sammelsurium unterschiedlicher Einflüsse, Erfahrungen, Denkmuster usw.- lediglich unsere Denkweisen und Gewohnheiten vermitteln uns (durch den Verstand) den Eindruck, es würde in uns eine vermeintlich feste Persönlichkeit (ein "Ich") existieren- damit wir uns als ein Individuum, eine (geschlossene) Einheit betrachten und wahrnehmen können.
In den meisten Fällen meint es der Verstand ja gut mit uns und ist ein überaus nützliches Werkzeug. Aber er ist auch der erste, der irgendwo (Selbst)Zweifel ins Spiel bringt und uns mahnt, uns selbst (uns somit anderen) nicht genügen zu können. Auf den Punkte gebracht: es ist wahrlich nicht alles (mit welcher Technik auch immer) möglich, aber man kann lernen, den Verstand aktiv als Werkzeug zu benutzen, so dass man selber Herr im Haus ist und nicht der Verstand (mit seinen Zweifeln, destruktiven Denkmustern usw) einem diktiert, wer man zu sein hat.
topisch: Minox 5%, 2 x tägl.
systemisch: Augustiner Helles
optisch: 7.62 mm KurzHaarSchnitt
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Aw: An Benutzer 81 [Beitrag #219574 ist eine Antwort auf Beitrag #198386] :: Sa., 21 Januar 2012 14:47
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pietrasch
Beiträge: 447 Registriert: Dezember 2005
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[quote title=KaiLasse schrieb am Wed, 19 January 2011 05:19]Zunächst einmal ich respektiere zwar deinen Einsatz trotzdem halte ich viele deiner Einstellungen für äußerst fragwürdig .
Ich selbst arbeite im Einzelhandel und finanziere mir so ein Studium der Neurologie bin derzeit im 7 ten Semester.
wo kann man das studieren?
--ca. 0,2 mg Fin/d, seit 05/14, KET, Salix Alba Shampoo (bei SE)--
[Abgesetzt: 0,3 mg Fin/d (1/14 - 5/14), 0,4 mg Fin/d (3/12-01/14), 0,7 mg Fin/d (06/09 - 3/12), 1,25mg Fin (11/05-06/09), diverse NEMs]
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Aw: An Benutzer 81 [Beitrag #219577 ist eine Antwort auf Beitrag #219575] :: Sa., 21 Januar 2012 16:40
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pietrasch
Beiträge: 447 Registriert: Dezember 2005
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Cliff schrieb am Sat, 21 January 2012 14:59Zitat:ein Studium der Neurologie
neurologie ist eine facharztweiterbildung und setzt einen abschluß in medizin voraus.
eben, und wenn er als assistent irgendwo tätig ist, wird er wohl kaum nebenher im einzelhandel arbeiten?!
--ca. 0,2 mg Fin/d, seit 05/14, KET, Salix Alba Shampoo (bei SE)--
[Abgesetzt: 0,3 mg Fin/d (1/14 - 5/14), 0,4 mg Fin/d (3/12-01/14), 0,7 mg Fin/d (06/09 - 3/12), 1,25mg Fin (11/05-06/09), diverse NEMs]
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