Erfahrungsbericht/Tipps rund um die HT bei Dr. Demirsoy/Health-Travels [Beitrag #92399] :: PM, 27.8.2014 14:08
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Mitte30
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Hallo liebe Forumskollegen,
seit knapp 18 Monaten war ich stiller Mitleser um mich umfassend über Lösungsmöglichkeiten bzgl. meiner fortschreitenden Geheimratsecken sowie der entsprechenden Behandlungsoptionen zu informieren. Nach mehrmonatiger Abwägung und der eigenen Entscheidung Pro/Contra Operateure in-/ausländisch unter Berücksichtigung der Preis-/Leistung habe ich mich in der Osterwoche 2014 in Istanbul durch Dr. Demirsoy operieren lassen.
Dies soll kein klassischer Erfahrungsbericht werden, vielmehr möchte ich einmal die Punkte beleuchten, die in anderen Berichten nur am Rande gestreift werden oder nicht thematisiert worden. In der Summe hoffe ich, jedem weitergehende Infos zur Verfügung stellen zu können. Kurz zu meinem beruflichen Hintergrund - ich bin seit 15 Jahren im intensivmedizinischen Bereich tätig und kenne nahezu sämtliche operative Disziplin aus der täglichen Praxis, aus diesem Grund erlaube ich mir, ebenfalls eine Wertung bzgl. der medizinischen Versorgungsqualität abgeben zu dürfen.
Meine Kontaktaufnahme mit Health-Travels erfolgte klassisch per E-Mail und ergänzend per Telefon, nach Einsendung einiger Statusbilder erhielt ich zeitnah eine Einschätzung meines Haarstatus mit einer prognostizierten Anzahl von 3000-3500 benötigter Grafts. Nach einigen Tagen Bedenkzeit und zufriedenstellend beantworteter Rückfragen buchte ich im Oktober 2013 einen Termin für Ostern 2014, die erforderliche Anzahlung i.H. von 500 € überwies ich auf das Konto von Dr. Demirosy.
INFO -> Anfallende Spesen der Auslandsüberweisung (ihr müsst "OUR" ankreuzen") gehen zu euren Lasten, auf die 500 € kommen bis zu 40 € Gebühren (je nach Bankinstitut) da dies eine Nicht-EU-Überweisung ist .
Seitens Health-Travels erhielt ich nach Zahlungseingang die verbindliche Bestätigung des OP-Termines sowie weitere Informationsdokumente als PDF, diese erläutern dass Verhalten vor/nach dem Eingriff und enthalten eine Übersicht aller Kontaktdaten.
INFO -> Kontaktdaten Clemens Weber, des gebuchten Hotels sowie die Hinweise ausgedruckt mitnehmen oder als PDF elektronisch zur Hand haben.
Da ich spät anreiste und erst gegen 23.00 Uhr am Flughafen Atatürk landete, ging ich von einer schnellen Einreise aus, was allerdings nicht der Fall war. Die Schlange an den Einreiseschaltern war recht lang. in der Summe habe ich knapp 55min. benötigt um die 10sek. Einreiseprozedur hinter mich zu bringen. Nach Verlassen des Bereiches ging ich in die Empfangshalle, wo gefühlte hunderte selbstgeschriebener DIN-A4 Zettel in die Höhe gereckt wurden, alle mit -mehr oder weniger leserlichen- Namen versehen. Trotz zweimaligen Passieren der dutzenden Fahrer fand ich weder meinen Namen noch ein Logo von Health-Travels und griff zu meinem ausgedruckten Zettel inkl. Nummer von Hr. Weber (s.o. ). Dieser ging um Mitternacht sofort ans Telefon und informierte den beauftragten Fahrer über meinen Standpunkt. Innerhalb von 2 Minuten wurde ich auf Englisch seitens des Fahrers begrüsst und in Richtung Parkhaus gelotst.
INFO -> Auf dem Weg zum Parkhaus sind im Eingangsterminal neben vielen Geldwechselmöglichkeiten (nicht nutzen, schlechter Kurs) verschiedene Geldautomaten, hier habe ich mich sofort mit Bargeld versorgt, das Tageslimit liegt (zumindest bei meiner Bank) bei 1000 TRY/ca. 340 €)
Ich fragte den Fahrer nach der ungefähren Transferzeit zu meinem Hotel (Asia Princess Hotel) auf der asiatischen Seite, er meinte ca. 30 Minuten. Der Transfer erfolgte mit einem Minivan und sportlich zügiger Fahrweise in knapp 25 Minuten, ein Highlight war die Fahrt über die beleuchtete Brücke. Der Transfer war solide und völlig i.O., wer zu Hause eher gemächlich fährt, sollte vielleicht bei Fahrtantritt darauf hinweisen.
Ich hatte vorab keinerlei Voucher etc. bzgl. meines Hotels erhalten, diese sind nicht notwendig - nach Abgleich meines Reisepasses erhielt ich den Zimmerschlüssel und wurde auf das Zimmer gebracht, hier gab es noch eine kurze Einweisung in die elektronischen Spielereien sowie den Verweis auf das Frühstück ab 07 - 10 Uhr.
INFO -> Pro Zimmer/Tag sind zwei Flaschen Wasser (0,5l) und Tee inkludiert, Gästeschuhe/Pflegeprodukte waren ausreichend vorhanden - das freie WLAN schwankte von der Verbindung je nach Tageszeit; Skype läuft (Youtube, Twitter & Co. nicht..)
Teil 2 folgt morgen, dann erfolgt eine detaillierte Beschreibung des OP-Tages und viele Hinweise+Tipps zur bestmöglichen Vorbereitung.
to be continued....
[Aktualisiert am: So., 27 April 2014 14:14]
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Aw: Erfahrungsbericht/Tipps rund um die HT bei Dr. Demirsoy/Health-Travels [Beitrag #92908 ist eine Antwort auf Beitrag #92399] :: PM, 13.30.2014 22:30
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Mitte30
Beiträge: 3 Registriert: April 2014
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Hallo zusammen,
ich habe die zügige Arbeitsaufnahme und Alltagsauslastung unterschätzt, daher geht es erst heute (knapp 4 Wochen nach dem Eingriff) weiter
- Nach kurzer aber ruhiger Nacht nutzte ich die Chance auf eine letzte uneingeschränkte Dusche und packte um 7.00 Uhr morgens eine kleine Tasche mit Utensilien für den anstehenden OP-Tag. Als Bekleidung wählte ich eine lockere Jeans und das empfohlene knöpfbare Hemd.
INFO -> Unter das Hemd zog ich ein altes T-Shirt, da ihr im OP einen langen Überzugkittel aus Polyester bekommt, welcher wenig luftdurchlässig ist - ich verzichtete während des Eingriffes auf das Hemd und trug nur das T-Shirt und den Kittel
Das Frühstück im Princess Hotel war von 7-10 Uhr verfügbar und gut, neben kleinen süßen Teilchen gab es einfache Brötchen und ein helles Brot. Aufschnitt sowie Marmelade und Honig waren vorhanden, ergänzend gab es mehrere Sorten Müsli/Flakes und zwei wechselnde Obstsorten. An Getränken bestand Auswahl zwischen Kaffee, Tee und Milch.
INFO -> Bitte im eigenen Interesse trotz möglicher Aufregung reichlich frühstücken + trinken, kreislaufbedingt ist dies -insbesondere bei vielen Grafts und entsprechend langer OP-Dauer- im Eigeninteresse absolut notwendig! Bitte trinkt auch mindestens eine der auf dem Zimmer bereitgestellten Wasserflaschen und nehmt euch zusätzlich mehrere kleine Snacks (Schokoriegel, Gummibärchen, ..) mit.
Um 8.00 Uhr sollte ich in der Lobby abgeholt werden, dies klappte absolut pünktlich und sehr freundlich durch einen Mitarbeiter von Health-Travels. Dieser machte von Anbeginn einen ruhigen, sehr souveränen und angenehmen Eindruck, ich habe mich bestens "betreut" gefühlt. Nach kurzem Kennenlernen erfolgte der Transfer in die naheliegende Klinik, welche ca. 5 Fahrminuten entfernt liegt. Ein kurzer Fußmarsch vom Parkplatz in die Klinik und schon ging es per Fahrstuhl in eine der oberen Etagen. Vom Eindruck her ähnlich einer ambulanten deutschen Tagesklinik im Krankenhaus, die Strukturen waren klein und überschaubar.
INFO -> Unmittelbar neben dem Wartebereich, Sprechzimmer und OP-Raum befindet sich ein WC.
Mein Begleiter von Health-Travels stellte mich den anwesenden Arzthelferinnen vor und bat mich kurz Platz zu nehmen. Ich erhielt eine deutsche Aufklärung zum anstehenden Eingriff und las diese in Ruhe durch. Ich unterschrieb nach Kenntnisnahme, dies kann alternativ natürlich auch nach erfolgtem Gespräch mit Dr. Demirsoy erfolgen.
INFO -> In der Aufklärung wird auch das Thema "Bildrechte" behandelt, bitte entsprechend sorgfältig lesen - generell ist es kein Problem, zwischen kompletter Nichtveröffentlichung über eine lokale Ansicht für andere Patienten bis hin zur Onlinefreigabe nach persönlichem Datenschutzbedarf zu entscheiden/zu streichen.
Dr. Demirsoy traf gegen 8.30 Uhr ein und begrüsste mich sehr freundlich, gemeinsam mit dem dolmetschenden Begleiter verlagerten wir das Gespräch in ein ruhigeres und kleines Sprechzimmer. Nachdem ich saß, begutachtete Dr. Demirsoy meinen Haarstatus von allen Seiten und fragte mich dann nach meinen Erwartungen. Es folgte eine Abfrage der männlichen Verwandten und deren Haarstatus und eine Einschätzung seinerseits zu meiner Spenderzone. Nach gemeinsamer Abstimmung über meine realistischen Erwartungen (Füllen der ausgeprägten Geheimratsecken) und der erfragten Bereitschaft de OP durchzuführen, erfolgte die Markierung der Haarlinie, dann stand die Fotodokumentation an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch immer völlige Wahlfreiheit, ob ich den Eingriff mit Dr. Demirsoy in Angriff nehmen möchte. Die Fotodokumentation erfolgte im Sitzen auf einem Drehhocker, nachdem Dr. Demirsoy mit angenässten Fingern meine "Schwachstellen" gnadenlos aufdeckte. Dies erklärt auch die häufig in den Berichten vorzufindenden Bilder, bei denen viele von uns sich insgeheim gefragt haben, wie der arme Teufel mit dem Haarstatus noch rausgegangen ist . Nach wechselnden Aufnahmen von allen Seiten erfolgte der Wechsel in eine kleine OP-Schleuse, in der zum einen der Kittel angelegt wurde und Hotelpantoffeln im Tausch mit den eigenen Schuhen den Besitzer wechselten. Der anschließend vorgefundene OP-Raum war ebenfalls sehr überschaubar aber seitens der Infrastruktur und Hygiene aus meiner medizinischen Sicht absolut in Ordnung. Das steril verschweißte Equipment sowie die in Ampullen bereitstehenden Lokalanästhetika sind vergleichbar mit deutschen Instrumenten und Medikamenten. Nun erfolgte der "schmerzhafteste" Teil: Die Rasur der Kopfhaare, zumindest für mich mit Mitte 30 das erste Mal .Nach gefühlten 30 Sekunden war auch dies vorbei und Dr. Demirsoy malte mit einem wasserfesten Stift die vorgezeichnete Haarlinie nach. Nach einem Blick in den Spiegel nahm ich auf der gepolsterten OP-Liege Platz, diese passte bei meiner Länge (185cm) noch so eben. In Rückenlage hatte ich freie Sicht auf die Skyline von Istanbul da der Raum bodentief verglast ist, mit leichter Kopfneigung in den Nacken konnte ich einen TV mit türkischem Musiksender sehen.
INFO -> Mein Begleiter von Health-Travels war bis dahin durchgehend im OP und dolmetschte bei Bedarf wie auch unaufgefordert bei Bitten und Anweisungen von Dr. Demirsoy und Team.
Nach erfolgter Desinfektion des rasierten Schädels wurde ich vorgewarnt, dass nun mit den Betäubungen begonnen werde - was soll ich sagen, jeder hat ein eigenes subjektives Schmerzempfinden, bei den beiden ersten Spritzen gibt es sicherlich deutlich angenehmere Dinge die ich mir vorstellen könnte, bei den weiteren Spritzen wird versucht, diese in den Rand der bereits leicht betäubten Bereiche zu setzen. Insgesamt gab es in der ersten "Betäubungsrunde" 15 Spritzen. Man(n) hält das aus, es ist auch nur der zweitunangenehmeste Teil der gesamtes Tagesprozedur. Da meine Spenderzone am Hinterkopf als maximal durchschnittlich beurteilt war (Ziel 3000-3500 Grafts), legte Dr. Demirsoy einen Schwerpunkt auf beide Seiten oberhalb der Ohren, so dass ich häufig auf der Seite mit an-/abgewinkelten Armen lag. Nach Einwirken der Betäubung und Vorbereitung aller Instrumente begann das Dreierteam Dr. Demirsoy und seine beiden Arzthelferinnen mit der eigentlichen Arbeit.
INFO -> Die beiden blonden Assistentinnen von Dr. Demirsoy sind seit 4 und 8 Jahren durchgehend bei ihm beschäftigt und man merkt, dass sich das Team "blind" versteht - alle Handgriffe sind eingespielt und die Vertrauensbasis untereinander ist hoch. Die OP-Frequenz von Dr. Demirsoy liegt wohl bei maximal zwei Wochen (ohne Sonntag) am Stück, in der darauffolgenden Woche ist eine mehrtägige Pause. Das ist gut, denn wer möchte schon in der dritten Woche nach x Tagen mit 10-12h Dauer als nächster dort liegen?
Das Präparieren mit dem Micromotor war schmerzfrei und kaum spürbar, hat ein bisschen was von Plätzchen ausstechen. Dr. Demirsoy ist ruhig und sachlich bei der Auswahl und man merkte zu keinem Zeitpunkt Zeit-/Termindruck. Nachdem meine rechte Kopfseite präpariert war, begannen die beiden Assistentinnen zeitgleich damit, die vorgestanzten Grafts manuell zu entnehmen, bis hierhin waren knapp 1,5h vergangen. Nach Abernten der Grafts widmete sich Dr. Demirsoy nach erfolgter Betäubung (12 Spritzen) der linken Seite, die beiden Damen und sortierten die entnommenen Grafts in Petrischalen mit Nährlösung, unmittelbar nach Bestückung einer Schale wanderte diese in einen separaten Kühlschrank. Gegen 12.30 Uhr war dann meine Hinterkopfseite reif, hierzu wurde nach erfolgter Betäubung letztmalig der Mikromotor angesetzt. Dr. Demirsoy tteilte mir zwischendurch mit, dass meine Kopfhaut nicht einfach sein und er deshalb mit angepasster (verlangsamter) Geschwindigkeit bei der Entnahme arbeiten würde. Auch habe er mehrfach die Punchgröße verändert, um eine auf mich abgestimmte Idealgröße zur Entnahme zu nutzen. Um 14.oo Uhr war die Entnahme nach den geschilderten Schema vorbei, auf mich wartete ein Mittagessen.
INFO I -> Ca. eine Stunde vor dem Essen fragt euch der Begleiter, ob ihr Hühnchen oder Rind haben möchtet, dieses wird dann frisch gegrillt organisiert und für euch mit ein paar Pommes frites und Reis bereit gestellt. Zwischenzeitlich habe ich mehrfach um Trinkwasser gebeten und jederzeit erhalten. Meine Pausen konnte ich in Abstimmung selbst festlegen, ich habe diese so kurz wie möglich gehalten (2 x 4 Minuten)
INFO II -> Wer kein Blut sehen kann, sollte wenig Blicke in den Spiegel/in die Abfalleimer werfen, je nach persönlicher Situation könntet ihr euch erschrecken. Ganz wichtig: was nach viel Blut aussieht, ist durch Spülflüssigkeit und ständiges Abtupfen mit Mullkompressen "gestreckt", d.h. es sieht deutlich mehr aus, als es tatsächlich war. Über den Tag verteilt hat es keine wirkliche Kreislaufrelevanz, vorausgesetzt ihr habe vorab und während des Tages ausreichend Wasser getrunken
Nach den magischen Worten "Pause" begab ich mich dann in das morgendliche Besprechungszimmer, hier und im Wartebereich herrschte nun etwas Trubel, da gegen Mittag die Patienten des Vortages zur Nachuntersuchung/Haarwäsche eintreffen. Insgesamt sind aber maximal 6-8 Personen vor Ort, alles Teammitglieder oder halt ein weiterer Haarpatient de Vortages, keine externen Besucher oder Angehörigen. Nach dem Essen verschwand ich auf dem anliegenden WC und nutzte jede Sekunde, um meinen Körper durchzubewegen. Nach ca. 25 Minuten wechselte ich die Hotelpantoffeln und nahm wieder auf der Liege Platz.
INFO -> Ich sprach bei der Betäubung vom zweitunangenehmsten Teil des gesamten Tages - unangenehmer (und deutlich einschränkender) ist tatsächlich das stundenlange Liegen mit kaum Bewegung, dieses zermürbt deutlich mehr als alles andere. Die Bewegungsfreiheit der Arme in Seitenlage ist extrem eingeschränkt, da das Team von drei Seiten arbeitet. Ich habe mich mehrfach gefragt, was tust du eigentlich hier
TEIL III folgt tatsächlich morgen, ich bleibe jetzt dran. Ich bitte alle Rechtschreibfehler zu übersehen, aus Zeitdruck kann ich aktuell nicht regidieren. Allen noch einen schönen Abend, bei Fragen immer her damit!
[Aktualisiert am: Di., 13 Mai 2014 22:34]
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Aw: Erfahrungsbericht/Tipps rund um die HT bei Dr. Demirsoy/Health-Travels [Beitrag #92936 ist eine Antwort auf Beitrag #92399] :: PM, 15.1.2014 21:01
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Mitte30
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Nachdem ich mich nun gegen 15.00 Uhr erstmals bequem auf den Rücken gelegt hatte, begann die Desinfektion mit anschließender Betäubung des Empfängerbereiches. Auch hier gab es eine Vielzahl an Betäubungsspritzen, der gesamte Empfangsbereich wird sehr gut betäubt und "aufgespritzt". Dr. Demirsoy begann dann mit ruhiger Hand die Empfangsschlitze/-kanäle zu setzen, dies erfolgte immer im 5er-Turnus. Ihr seht es nicht, seit völlig schmerzfrei, könnt aber anhand der Geräusche und des fortwährend gleichen Schneiderhythmus theoretisch sogar mitzählen . Von der Geräuschart hat es Ähnlichkeit mit dem Schneiden von rohen Kartoffeln (you remember if its your turn ).
INFO -> Zu diesem Zeitpunkt konnte ich die Play- und Chartliste der Türkei auf dem laufenden Musiksender vor- und rückwärts beten, ich habe erstmals Gebrauch von der großen DVD-Sammlung vor Ort gemacht. Dies hatte den Vorteil die fortgeschrittene Zeit zu vergessen und etwas Ablenkung zu erhalten - aber Vorsicht: Hangover 3 auf türkisch verleitet auch zum Lachen, bitte trotzdem stillhalten.
Gegen 17.00 Uhr war das Setzen der Empfangskanäle beendet und ich begab mich zur letzten Pause um mich durchzubewegen und das WC aufzusuchen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die wahre Sisyphusarbeit der beiden Assistentinnen - das Einsetzen der Grafts. Dieses ist an sich unspektakulär allerdings zipt es ein bisschen beim Einsetzen. Da man weiß, dass viele tausend Grafts auf einen warten und der Drang sich zu bewegen immer größer wird, ist noch einmal vollste Konzentration gefragt. Die Damen nehmen jeweils eine Petrischale und setzen die darin aufbewahrten Grafts ein. Aufgrund der ruhigen und zielgenauen Handbewegungen dauert dieser Schritt entsprechend lange. Unangenehm wird mit der Zeit das Liegen auf dem Hinterkopf, der ja durch die Graftentnahme einen Wundbereich hat und entsprechend empfindlich ist. Zudem liegt ihr auf einem harten Polster, welches allerdings notwendig ist.
INFO -> Man ist versucht, etwas weiches unter seinen Kopf zu bekommen, dies wäre allerdings kontraproduktiv für das Einsetzen - um dieses zu erledigen, brauchen die Damen einen ruhigen und hart aufliegenden Kopf. Bei einem Kissen etc. würde dieser natürlich entsprechend federn und das Einsetzen erschweren/unmöglich machen.
Als angekündigt wurde dass nun die letzte Petrischale in Angriff genommen werde, habe ich innerlich gejubelt. Dr. Demirsoy war regelhaft alle halbe Stunde im OP und hat nach dem Status und dem perfekten Einsetzen geschaut. Nach Setzen der letzten Grafts bat ich um zwei abschließende Betäubungsspritzen in den Hinterkopfbereich (Wundfläche der Entnahme und Liegefläche der Nacht), dieses wurde sofort umgesetzt. In halbsitzender Position wurde dann eine gelb-grüne antibiotische Salbe (Achtung brennt!) auf alle Entnahmestellen aufgebracht, anschließend gab es einen losen Verband aus Kompressen und einem Mullwickel, der gleichzeitig als Bandage zum regulierten Abschwellen dient.
Ich verabschiedete mich von meinem Polyesterkittel und den Hotelpantoffeln und bat die Assistentinnen um eine Schere, um mir mein altes T-Shirt vom Körper zu schneiden. Ab diesem Zeitpunkt ist ein An-/Ausziehen von Oberbekleidung über den Kopf grob fahrlässig und absolut nicht zu empfehlen. Ich zog mein mitgebrachtes frisches Hemd an und setzte mich ein letztes Mal mit Dr. Demirsoy und meinem Begleiter von Health-Travels in das Besprechungszimmer. Ich erhielt einen zusammenfassenden mündlichen OP-Bericht von Dr. Demirsoy und die letztlich entnommene Graftanzahl (3302). Ich erhielt ein Tütchen mit einer Packung Schmerztabletten und einer Packung Antibiotika.
INFO -> Die Einnahme der Schmerztabletten und Antibiotika wurde erklärt, ebenso die Dauer und maximale Menge. Solltet ihr persönlich regelhaft weitere Medikamente nehmen, sprecht dies bitte noch einmal zwecks Verträglichkeit zu diesem Zeitpunkt an.
Erst zu diesem Zeitpunkt (20.oo Uhr) und nach erfolgter OP wurde die finale Zahlung vorgenommen, hier steht neben der Barzahlung auch die bargeldlose Zahlung via Kreditkarte zur Verfügung. Ich bezahlte einmal den OP-Betrag abzgl. der 500 € Anzahlung sowie die Hotel/Servicepauschale für Health-Travels, beides in Euro. Die Entgegennahme erfolgte durch meine treuen Begleiter und wurde umgehend quittiert.
INFO -> Der hier vor einiger Zeit in Beiträgen noch regelhaft genannte Rabatt bei Bereitsstellung aller Bilder sowie Wachstumsdokumentation im Anschluß wird aktuell nicht mehr angeboten, laut Dr. Demirsoy haben diesen Rabatt nahezu alle bereitwillig angenommen, aber nur in 1/3 der Fälle dann auch tatsächlich Bilder gesendet. Somit bedanken wir uns recht herzlich bei den Kollegen, welche ungerechtfertigt die Prozente mitgenommen haben.
Nach herzlicher Verabschiedung fuhr ich mit meinem Begleiter zurück ins wenige Minuten entfernte Hotel (Achtung beim Einsteigen in das Auto!), während der Fahrt erhielt ich noch hilfreiche Tipps bzgl. der anstehenden Nacht. Im Hotel angekommen verabredeten wir uns für den Folgetag zwecks Nachgespräch und erster Haarwäsche und ich ging erschöpft auf mein Zimmer. Ich nahm noch eine der mitgegebenen Schmerztabletten und ging nach einer Katzenwäsche ins Bett. Ich hatte von zu Hause die empfohlenen Utensilien dabei, u.a. ein Nackenhörnchen mit ausreichend Polster. Da ich extra nach dem problemlosen Aufliegen mit dem Hinterkopf auf einem Kissen gefragt hatte, legte ich das Nackenhörnchen um den Hals und mich auf dem Rücken mit dem Hinterkopf auf das Kissen - dieses hatte ich in einer gewissen Vorahnung mit zwei Handtüchern umwickelt.
INFO -> Ihr verliert in der ersten Nacht eine Menge an Spülflüssigkeit und etwas Blut, ich konnte am Morgen sowohl mein Nackenkissen als auch das Hotelkissen nahezu auswringen. Durch die beiden Handtücher hatte ich entsprechend vorgesorgt und konnte dies ruhigen Gewissens in die Wäsche geben, so dass mein Kissen für die Folgenacht trocken war.
Am nächsten Morgen stand ich um 08.00 Uhr auf, ich hatte erstaunlich gut und nur mit einer Unterbrechung durchgeschlafen. Ich hielt mich an die Vorgabe und nahm beide Tabletten ein. Nach anschließender Dusche mit lauwarmen Wasser und schwachem Duschstrahl (maximal bis zu Halskante) fühlte ich mich wie neugeboren. Ein erster Blick in den Spiegel brachte ein sehr ungewohntes aber noch relativ wenig geschwollenes Gesicht zu Tage. Der Verband/die Kompressen hatten gehalten, gut zu sehen war die gelb-grüne Creme an den Entnahmestellen. Nach Anziehen meiner Kleidung (Hemd oder weit knöpfbares Poloshirt) traute ich mich an das Frühstücksbuffet.
INFO -> Die Farbe der Creme ist schon sehr grenzwertig, in einem schlechten Splatterfilm würde diese sofort als Eiter durchgehen. In Verbindung mit dem Halbverband auf dem Kopf und der Empfängerzone sieht man für fremde Hotelgäste schon seltsam aus. Es gibt (für mich verständlicherweise) Hotels, die aus diesem Grund Haarpatienten ablehnen, da andere (Urlaubs-(Gäste nicht iritiert werden sollen.
Wir waren ein buntes Volk an diesem Morgen - leider kein weiterer Patient, viele Großfamilien mit neugierigen Kindern und vollverschleierte saudische Frauen. Ich suchte mir eine ruhige Ecke und man merkte, dass der Körper alle Reserven am gestrigen Tag verbraucht hatte. Ich frühstückte über eine Stunde und war dann pappsatt. Im Anschluss machte ich mich fertig, da ich gegen 11.00 Uhr zur ersten Haarwäsche abgeholt wurde.
To be continued....
[Aktualisiert am: Do., 15 Mai 2014 21:08]
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