GHEade
Beiträge: 3 Registriert: August 2013
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Liebes Forum,
vor nunmehr 10 Jahren habe ich mich das erste Mal auf Alopezie eingeloggt (unter anderem Namen versteht sich). Ich war damals 22, meine Geheimratsecken fingen sich langsam an auszudünnen, so langsam, dass es ausser mir kaum jemand bemerkte, ich aber wusste was mich erwartet wenn ich meinen NW7-Vater meine beiden Brüder (NW 5 und NW5) und eine Familengeschichte von Glazenglazenglazen um mich sah....
Wenn jemand weiss wie sich das anfühlt, dann ganz sicher ihr hier, liebe Leidesgenossen...
Der Haaransatz wird dünner, beim Styling spürst Du, dass deine Haarlinie keine Linie mehr ist, sondern langsam einer willkürlichen Ansammlung von Haaren gleicht...auf den ersten Photos siehst Du bereits, dass je nach Licht die Kopfhaut durchschimmert und Dein Gesicht verändert sich weil die Konturen sich (nach oben) verschieben....die ersten Kommentare von aussen kommen...und Du rennst zum Spiegel und überprüfst und überprüfst und zweifelst und resignierst....und das machst Du jeden Tag..
nun ja, wie gesagt ihr kennt die Geschichte(n) selber...und ich hätte deren Relevanz und Intensität fast vergessen, wenn mir nicht per Zufall mein "Haartagebuch" in die Hände gefallen wäre...und ich konnte plötzlich die Qual - ja es war echt eine Qual - dieser Jahre wieder eins zu eins spüren.
und darum schreibe ich heute Abend diesen Beitrag....nicht weil ich jemanden bekehren will, nicht weil ich mich dadurch irgendwie darstellen will, sondern einfach mal um Danke zu sagen und aufzuzeigen was möglich ist...und nicht nur für die Glückspilze unter den unglücklichen Haarverlierer, sondern für (fast) alle die die Infos hier einverleiben, teilen und ein bisschen Mut und Geld investieren.
Ich habe hier von Finasteride und all den schönen Mittelchen erfahren...Proscar wollt ich erst nicht anfassen weil ich Angst hatte vor NWs wie so viele..also hab ich mir ätherische Öle, Minoxidil, irgendwelche Geheimrezepte, Spironolactone usw, auf den Haaransatz geschmiert...jeden Abend, jeden Abend die Gedanken, jeden Morgen der verhasste Blick in den Spiegel....das Styling wurde zur Pein, ich liebte es früher mich zu frisieren und nun hasste ich es zu kaschieren...jede Autoscheibe war ein verhasster Spiegel, jedes Foto ein Grund ein Stückchen kleiner zu werden...aber das hatten wir ja schon...
und nun gehts aufwärts:
ich griff zu Proscar, ich stoppe den Haarausfall, der ohnehin nicht rasant war aber die GHEs waren mittlerweisen (mit 24) unverleugbar, sie waren die neue unscharfe Trennung zwischen meinem Gesicht und meinem Skalp...und ich war einfach nur unglücklich und traurig und ....meilenweit davon entfernt mich damit abzufinden...
Der gestoppte HA gab mir nicht viel Freude zurück, denn ich wollte meine Haarlinie, ich wollte den Rahmen um mein Gesicht der mir zusteht...
Und ich begann über Haartransplantationen zu lesen, stundenlang, wochenlang, monatelang...ich sah Bilder von NW7 die sowas wie eine Frisur zurück erhielten, NW3 die plötzlich mit einem ästhetischen Rahmen ums Gesicht erstrahlten und NW2 die mit Densepacking aussahen wie Justin Biebers (ich sprech jetzt nur von den Haaren  )...und ich fing an zu hoffen...und hatte Angst, zu wenig Geld und... ein Ziel.
noch in meinem ersten Jahr in Festanstellung nach meinem Studium war die Sache geritzt...ich lies mir in der Türkei(Anbieter hier gut bekannt aber das ist nicht die Story die ich erzählen will) 1500 Grafts in die GHEs setzen und erlebte die 3 "ducklingsten" Monate meines Lebens...die OP war gut, sie war nicht unendlich professionell aber sie war gut für das Geld das ich bezahlte....
und die Haare kamen zurück, 6 Monaten Post-Ops, hatte ich eine Haarlinie, das erste mal seit 6 Jahren hatte ich eine Haarline und mein Gesicht veränderte sich jeden Tag etwas mehr in die gewünschte und lang ersehnte Richtung (wahrscheinlich zu 60% wegen des dummen Grinsens das ich nicht mehr loswerden konnte )...weitere 6 Monate später war ich einfach nur noch glücklich...
ich erreichte eine (im Schnitt) 35er Dichte und die rechte Seite war deutlich dünner (vielleicht 25) als die Linke (knapp 40)..aber ich hatte eine Haarlinie und wenn ich die Haare von links nach rechts stylte und das gefiel mir schon immer sah ich auf Photos und in den meisten Spieglen aus wie ein Mann ohne Haarausfall...die Leute bemerkte die Veränderung schleichend oder gar nicht oder zum Teil nur wenn sie mich länger nicht gesehen hatten...und plötzlich hörte ich Leute zu mir sagen "du glücklicher bist nicht vom HA betroffen", "dein Haaransatz scheint auch immer noch wie mit 20 zu sein"..und ich grinste und grinste und grinste...
das Tollste war, dass ich eine Haarlinie zurück bekam, dass ich aufhören konnte die dünnen Haare darin als Andenken an schöne Zeiten zu sehen und wusste das mir dieser Rahmen ums Gesicht bleiben würde...
das Haupthaar - übrigens - blieb seit Finasteride konstant wurde oben sogar ein bisschen dichter und schien sich alles andere als in den nächsten Jahren verabschieden zu wollen.
...und ich war der Meinung, dass ich das Ganze vielleicht so bewenden lassen werde und einfach nur glücklich bin..und das war ich auch..
Letztes Jahr entschied ich mich noch eins drauf zu legen. Bei hellem Sonnenschein und kritischem Auge fiel (mir) auf, dass die rechte Ecke nicht wirklich dicht ist, dass ich diese kaschieren muss damit es nicht "dünn" aussieht und dass ich teilweise 2er in der Haarlinie hatte und auch die Wuchsrichtung nur zu 90% optimal gewählt wurde...mit Styling alles kein Problem, aber ich wollte mir das einfach gönnen, jetzt wo ich wusste was noch alles möglich ist...
und ich wählte mir - schnell und problemlos durch meine jahrelange Recherchen und ja natürlich Andreas Krämer - einen der weltweit besten Dense Packer und Haarlinienspezis aus und lies mir weitere 1400 Grafts an die gleichen Stellen verpflanzen (falsch..natürlich ein bisschen daneben denn mein HA schritt keineswegs fort)....
und heute: heute sitze ich hier und möchte einfach nur Danke sagen. ich habe eine ca. 60er Haarlinie, und einen Schopf der aus allen Ecken und Winkeln so natürlich ausieht dass ich noch jetzt am Abend vor dem Spiegel stehe und staune, staune stauen und grinse..ja das hatten wir schon.
ich bin nun 33 und freue mich jeden Tag aufs Styling, auf jedem Foto hab ich ein spitzbübischen Lächeln drauf wenn ichs betrachte und sage mir "wenn ihr wüsstet, was ich gelitten habe, wenn ihr wüsstest wie viel mir das bedeutet was ich hier sehe"...
vielleicht werden meine Haare ausdünnen, wahrscheinlich werden sie das irgendeinmal...doch vor 40 werde ich nicht die geringsten Anzeichen eines HA verzeichnen gegen aussen, bis 50 werde ich einen tolleren Haaransatz und Oberschopf haben als 80% meiner Freunde die den natürlichen Gang (ohne krankhafte AGA) des Alterns auf ihrem Kopfe ohne Intervention mit sich ergehen lassen...und irgendeinmal wird vielleicht mein Oberkopf wirklich so dünn sein, dass es nicht mehr wie bei einem 20jährigen aussieht und vielleicht werde ich mich dann irgendwann nochmal auf den Sessel schwingen und mit einem Lächeln noch etwas Alterskorrektur machen lassen..und vielleicht auch nicht...
das spielt auch keine Rolle, den ich muss mit 45 keine Rockermähne mehr haben....ABER: ich durfte die letzten 5 Jahre und bestimmt die nächsten 10 Jahre mit einer Haarsituation verbringen die ich mir vor 10 Jahren nie hätte erträumen lassen und alles was es mich gekostet hat sind ein bisschen Mut und insgesamt wohl 10 000 Euro..für etwas - und das meine ich bitter ernst - ich emotional gemessen sofort 50´000 Euro bezahlen würde, wahrscheinlich 100´000 vielleicht eben nichts was man mit Geld aufwiegen kann, oder sogar ziemlich sicher nicht...
Die HTs haben mir Freiheit, Mut, Ruhe, Zeit und Nerven geschenkt...und ich danke jeden Tag für den Entscheid und die kleinen Zwischenentscheide die ich getroffen habe, bevor der HA so unübersehbar war, bevor ich resigniert und verzweifelt war...
Die HTs sind mit Abstand die beste Investition die ich in meinem Leben gemacht habe und ich möchte mit dieser Geschichte einfach mal Danke sagen, Danke Alopezie, Danke Leidensgenossen, Danke Andreas Krämer...
Mir ist es wichtig dies heute zu schreiben, weil etwas das vergessen ist, ist dass wahrscheinlich viele glückliche Patienten hier nicht mehr auftauchen, so viele die heute happy die Haare durch die Welt schwingen kommen -verständlicherweise - nicht mehr hier zurück und erzählen von ihrem Glück und geben den anderen Mut..weil das Forum ist meistens der Ort wo man hingeht wenns einem nicht gut geht, wenn man noch keine Lösung hat, wenn man hofft, wartet, vergleicht und das färbt einseitig und das möchte ich heute nochmals unterstreichen und darum will ich sagen wie es den glücklichen Ex-NWs geht.
Hier gibt es so viele glückliche HT-Patienten aber vergesst nicht dass es da draussen noch tausend mal mehr gibt, die so happy sind und somit einfach nicht mehr den Zuspruch hier brauchen und darum veschwunden sind....ich will nicht naiv zu irgendwelchen HTs raten wenn die Haarsituation so rapide den Bach runter geht wie ein Bier die Kehle an einem heissen Sommertag..auch nicht wenn irgendwelche Billiganbieter versuchen die Rückenhaare für 0,5€ auf die Zähne zu transplantieren....aber wenn die Musts erfüllt sind und ihr den tollen, geduldigen, kompetenten Leuten hier zuhört und Euch informiert, dann kann und wird die HT Euer Leben zum positiven verändern..und ihr werdet nie dem Geld nachtrauern, denn Lebensqualität ist wie Gesundheit unbezahlbar (das klingt jetzt ziemlich altklug, sorry)...
Ich danke Euch allen von Herzen...oh ja!!!!
Ich wünsche Euch allen Kraft, Zuversicht und dann vor allem Freude Freude Freude wenn es wieder wuchert auf Euren hübschen Häuptern...Vergesst nicht wie es Euch dann geht wenn ihr zurückschaut, vergesst nicht was ihr alles auf Euch genommen habt und wie ihr gelitten habt, denn umso schöner und nachhaltiger wird Eure Freude sein..feiert ein Fest, von mir aus ein Fest der Eitelkeit...ich weiss,dass die Welt nicht wegen unseren ästhetischen Komplexen besser wird, aber die Dankbarkeit die ich heute spüre gebe ich jeden Tag an 10 Menschen weiter und ich freue mich von Herzen - das könnt ihr mir glauben - für jeden da draussen der sein Gesicht im Spiegel mag, egal ob mit Haaren oder ohne und wenn ichs mal vergessen sollte, zwingt mich bitte mein Haartagebuch 2002 zu lesen...
Das wars...ich melde mich wieder ab, das war mein einziger Beitrag (ausser natürlich jemand möchte weiter diskutieren, ich werde aber keine Kliniken, Photos oder ähnliches preisgeben, weil es nicht darum geht und ich hoffe das habe ich klar vermitteln können).
Alles Alles Liebe für Euch meine Leidens- und Freudesgefährten und
DANKE
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