Haartron
Beiträge: 28 Registriert: Juli 2013
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Hallo!
Nachdem ich schon meinen Bericht über die erste missglückte Haartransplantation bei einem Wiener Arzt gepostet habe, nun meine Erfahrungen bei Dr. Özgür in Ankara:
Zu meiner Situation:
bin 28 Jahre, mein Haarausfall hat mit ca. 20 Jahren langsam eingesetzt, die letzten zwei Jahre waren stärker als zuvor; mein Vater und Großvater entsprechen ca. NW 5 bzw. NW 5a; im Jahr 2012 eine missglückte Haartransplantation bei einem Wiener Arzt, gerade eben die zweite samt „Reparatur" der ersten bei Dr. Özgür.
Im Detail:
Zunächst korrespondierte ich öfters per E-Mail (auf Deutsch) mit Herrn Gökhan Dogan, klärte offene Fragen ab und vereinbarte einen Termin für die Haartransplantation mit FUE, Vollrasur, ev. BHT (würden wir vor Ort entscheiden), ca. 2400 Grafts und Unterkunft im Klinikapartment.
Unmittelbar nach der Ankunft am Flughafen in Ankara am späteren Abend wurde ich von Herrn Selami, dem Fahrer der Klinik, am Flughafen empfangen. Am Weg in die Stadt reichte er mir ein Handy. Am Telefon war eine Dame, die mir auf gutem Deutsch erklärte, dass ich die erste Nacht in einem Hotel verbringen und am nächsten Tag um 9 Uhr dort abgeholt sowie zur Klinik gebracht würde.
Am nächsten Tag wurde ich um 9 Uhr von Herrn Selami abgeholt, wobei sich herausstellte, dass das Hotel wenige Schritte von der Klinik entfernt war.
Blutabnahme hatte ich in Wien erledigt. In der Klinik wurde mir mein Zimmer, das Bad, das Wohnzimmer gezeigt und ich wurde von dem Ärzteteam begrüßt (bestehend ua aus Dr. Özgür, Dr. Kaan und Dr. Ali Osman sowie fünf Assistentinnen).
Mit Dr. Özgür konnte ich sehr gut auf Deutsch, mit Dr. Kaan und Dr. Ali Osman auf Englisch kommunizieren. Alle waren freundlich, beantworteten in Ruhe sämtliche Fragen und machten bis zur Abreise einen absolut seriösen und sympathischen Eindruck.
Ich hatte im Vorhinein zu Fotoaufnahmen ohne Gesichtskennung eingewilligt. Seitens des Teams wurden dann diverse Fotos von mir angefertigt und zwar mit ca. 16cm langen Haaren, im Anschluss mit ca. 1,5 cm Haaren und zuletzt mit gänzlich rasiertem Kopf. Es wurde die Dichte der Haare geprüft und nach dem Haarausfall meiner Verwandten gefragt. Die Fotos wurden über einen großen Bildschirm gezeigt, anhand dessen mir Dr. Özgür einige Erklärungen abgab und wir meine Ziele noch einmal besprachen. Bei näherer Betrachtung meiner Haare äußerte sich Dr. Özgür sehr negativ und erschrocken über meine vorherige Haartransplantation (und auch die Notwendigkeit der Extrahierung unvorteilhaft gesetzter Haare) bzw. das, was diese hinterlassen hatte.
Gemeinsam definiertes Ziel lautete schließlich: Auffüllung der Geheimratsecken links und rechts (jeweils mit einer Dichte von 50 Grafts pro cm²; Dense Packing in der Mitte des Oberkopfes wo noch viele Haare vorhanden, mit einer Dichte von 25 Grafts pro cm²) soweit noch reichlich Spenderhaare vorhanden würden wir auch noch am Kopf eine Spur nach hinten arbeiten; über den Bedarf von Barthaaren im Laufe der OP entscheiden. Ca. 3000 Grafts.
Das Ärzteteam widmete sich nun gemeinsam ausführlich der Einzeichnung meiner künftigen Haarlinie und der verschiedenen Zonen. Ich bekam Antibiotika, schmerzstillende und schwellungshemmende Pillen für die Woche.
Sodann erfolgte die erste Behandlung:
1. Behandlungstag:
Dr. Kaan erklärte mir in Ruhe, was genau mich wann erwarten würde und strahle für mich großes Vertrauen aus. Es folgte das Desinfizieren der linken Kopfhälfte, wo mit der Entnahme begonnen würde. Die Anästhesien waren weniger schmerzhaft als ich es von meiner ersten OP gewohnt war (ob es auch an anderen Nadeln oder nur der Handhabung liegt, kann ich nicht mit Gewissheit sagen). Die Entnahme während ich auf Seitenlage positioniert war wurde durch Dr. Özgür durchgeführt. Nach ca. 2 Stunden folgte eine kurze Pause.
Danach wurden die entnommenen Grafts auf der linken Geheimratsecke eingesetzt. Das ging sehr unkompliziert vonstatten und ich schlief sogar immer wieder ein. Nach ebenfalls ca. 2 Stunden war es vorbei. Es folgte ein Mittagessen samt Pause.
Am Nachmittag folgte der zweite Teil der Entnahme von Grafts wieder durch Dr. Özgür, kleine Pause und anschließend das Einsetzen der Grafts. Am ersten Tag wurden insgesamt 1080 Grafts entnommen und eingesetzt. Ich konnte jederzeit auf einer Tafel mitverfolgen, wie viele und welche (Multigrafts etc.) entnommen und mir eingesetzt wurden. Das Ärzteteam ließ mich auch in Ruhe einen Blick auf die „Geräte" werfen. Während der OP konnte ich nach Lust und Laune Musik hören oder Fernsehen oder weder noch.
Über Nacht wurde mir ein Verband über den Kopf angelegt. Das Schlafen und das betrifft dann die ganze Woche ist bisschen gewöhnungsbedürftig, weil man natürlich einerseits eine Position einnehmen möchte, die für den Heilungsverlauf optimal ist, andererseits schwierig ist, in dieser Position zu schlafen, zumal je mehr Eingriffe desto mehr Stellen, auf denen unangenehmer Druck zu spüren ist. Durchschlafen wäre gelogen; insgesamt aber nicht zu wild und gut geklappt.
2. Tag:
Am zweiten Tag folgte nach dem Frühstück die „Visite" der Ärzte. Das Team untersuchte meinen Kopf und stelle einvernehmlich fest, dass mein Kopf zu stark geschwollen war, um heute mit der Behandlung fortzusetzen. Ich erhielt über den Tag verteilt vier Mal je 20 Minuten Eisbeutel und anschließend einen Sandsack auf den Kopf gepresst, um gegen die Schwellung anzukämpfen.
3. Tag:
Leider war mein Kopf immer noch zu stark angeschwollen, sodass ich neuerlich einen Pausetag einlegen musste und die Prozedur mit Eisbeutel/Sandsack folgte. Ich wurde vor Ort zugegebenermaßen nervös und unruhig, da ich nicht mit einer solchen Entwicklung gerechnet hatte und mein Rückflug immer näher kam. Vor allem im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es absolut für das Ärzteteam spricht, dass ihnen meine Gesundheit wichtiger ist, als die Menge der Grafts (damit verbunden Bezahlung) oder das schnelle Abwickeln der Haartransplantation. Die Verschiebung erforderte weiters auch noch ein Behandeln durch die Ärzte an einem Samstag. Zudem zeigte man auch Verständnis für meine Nervosität und beruhigte mich auf eine angenehme Art und Weise.
4. Tag:
Heute konnte mit der Behandlung fortgesetzt werden. Es wurden Grafts aus dem hinteren Kopfbereich entnommen während ich auf dem Bauch liegend positioniert war. Wieder das gewohnte Prozedere, das gut funktionierte: ca. 1 ¾-2 Std. Entnahme durch Dr. Özgür; kurze Pause; ca. 1 ¾-2 Std. Einsetzen der Grafts durch Dr. Kaan; Mittagspause mit Essen; ca. 1 ¾-2 Std. Entnahme durch Dr. Özgür; kurze Pause; ca. 1 ¾-2 Std. Einsetzen der Grafts durch Dr. Kaan. Insgesamt wurden an diesem Tag 1200 Grafts entnommen und eingesetzt.
5. Tag:
Der Kopf war über Nacht wieder angeschwollen und die Ärzte verordneten einen weiteren Pausetag. Den gebuchten Rückflug musste ich nun leider stornieren.
Wenn ich nach einem Kritikpunkt suchen müsste, könnte ich allenfalls anmerken, dass man mir im Vorhinein den Tipp hätte geben sollen, dass ich den Rückflug besser erst vor Ort buche, wenn feststeht, wann ich diesen tatsächlich wahrnehmen kann bzw. aufgrund der Möglichkeit mehrere Pausetage mehr Spielraum einrechnen sollte. So ging blöderweise unnötig Geld verloren.
6. Tag:
Es folgte der dritte Behandlungstag. Vormittag: Entnahme durch Dr. Özgür am rechten Kopfbereich. Einsetzen diesmal durch Dr. Ali Osman. Insgesamt 528 Grafts.
Nach der Mittagspause folgte nach einer Besprechung eine Entnahme von Barthaaren durch Dr. Özgür und Einsetzen durch Dr. Ali Osman. Die Entnahme der Barthaare ist mM eine Spur unangenehmer als die von Kopfhaaren, da man die Anästhesien in den Kinnbereich gespritzt bekommt und anschließend während der Entnahme den Kopf stark nach hinten strecken muss. Gleichzeitig ist es sicher auch für den Arzt um einiges anstrengender. Auch das überlebt man. Was mich im Nachhinein erstaunt hat, war, wie schnell die Wunden auf dem Bartbereich heilen. 4 Tage später waren die Wunden bei mir nicht mehr für Uneingeweihte wahrnehmbar. Es wurden 250 Barthaare entnommen und eingesetzt.
Insgesamt wurden also 3058 Grafts (davon 250 BHT) entnommen und eingesetzt.
7. Tag:
Regenerationstag. Hier wurde mir zum zweiten Mal in Ruhe vorgeführt, wie ich meinen Kopf zu waschen und pflegen habe. Nachdem ich im Forum im Vorhinein über die Kopfwäsche gelesen hatte (oft mit Andeutungen und Smileys verbunden), musste ich Schmunzeln. Kurzes Aufstöhnen beim „Kopfrubeln" war auch bei mir sicher nicht zu überhören, danach aber ein gutes Gefühl.
8. Tag:
Heimreise.
Ich kann klarerweise noch keine Ergebnisse vorweisen, mein Eindruck von dem Ärzteteam und der Behandlung war aber jedenfalls ein sehr guter und seriöser, der sich mit den meisten Erfahrungsberichten im Forum deckt.
Mein Kopf ist noch stark angeschwollen und passt auch noch unter keine Kappe, aber die Wunden heilen kontinuierlich ab und ich bin frohen Mutes.
Laut Dr. Özgür würden ca. 50-80% der verpflanzten Haare in den nächsten 2-3 Wochen ausfallen und nach ca. 2-3 Monaten wieder nachwachsen.
Während meines Aufenthaltes wurde auch ein zweiter Patient behandelt, mit dem ich mich gut verstanden habe und ich denke, wir haben uns beide zwischendurch Mut gemacht und diesen Schritt gemeinsam gut gemeistert.
Von Ankara selbst habe ich wenig gesehen. Mir war nicht danach, Sightseeing zu betreiben; dafür habe ich mich zugegebenermaßen nicht gut genug gefühlt bzw. wollte ich auch nicht riskieren, dass jemand versehentlich auf meinen Kopf stößt etc. Das Apartment in der Klink war aber angenehm, um sich dort eine Woche wohl zu fühlen und die Zeit mit Lesen, Fernsehen, Plaudern, Behandlungen und Rasten zu vertreiben.
Ich schließe diesem Bericht einige Fotos an und werde gerne auch Fotos, die über den weiteren Verlauf Aufschluss geben, nachschießen.
Zum Schluss mein Resümee über die erfolgte Haartransplantation bei Dr. Özgür:
Pro:
• Ausführliche Beratung und Information über die Ziele, den Ablauf der Behandlungen, Nach-OP-Instruktionen etc.
• verständnisvolles Eingehen auf den Patienten während der Behandlungen
• sehr freundliches und geduldiges Ärzteteam
• gut ausgestattete Klinik, in der man sich wohl fühlt
• angenehme Unterkunft
• problemlose Verständigung teils auf Deutsch, teils auf Englisch
• erstaunlich schnelles Abheilen der Wunden im Bartbereich
• Das Ganze kostet nicht gerade wenig Geld; wenn man sich die Kosten im Vergleich ansieht („Billigstpauschalangebote" bis sehr hohe Kosten) scheint der Preis der Klinik aber für ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis zu sprechen (wobei ich wie gesagt die Ergebnisse noch nicht beurteilen kann).
--> als nächsten positiven Punkt hoffe ich in einem halben Jahr oder Jahr von einem feinen Ergebnis berichten zu können. Dank dem Eindruck der bisherigen Arbeit des Teams um Dr. Özgür sehe ich dem kommenden Jahr sehr optimistisch entgegen.
Kontra:
• bessere Info bzgl. der Planung/Buchung des Rückfluges wäre wünschenswert gewesen
• Anreise nach Ankara erfordert mehr Zeit und Geld als Klinik ums Eck in derselben Stadt wie Wohnsitz (dafür kann aber natürlich die Klinik nichts!!)
• Habe bisher keine Bestätigung über die Begleichung des Honorars erhalten, obwohl zugesagt
• Die Info am Folder, dass immer nur für einen Patienten gearbeitet wird, stimmt streng genommen nicht, da während meiner Behandlungswoche zwei weitere Patienten einer Haartransplantation unterzogen wurden. Mich hat das aber kein bisschen gestört, zumal Dr. Özgür jedes Mal persönlich die Entnahme der Grafts vorgenommen und sich Zeit genommen hat.
Bei Fragen einfach melden!
Liebe Grüße,
Haartron
[Aktualisiert am: Mo, 23 September 2013 22:15] vom Moderator
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