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Thema Schilddrüse [Beitrag #29969] :: Do., 17 November 2011 16:42
Hallo an alle!

Ich möchte euch heute noch mal was zum Thema Schilddrüse schreiben, was euch vielleicht ein bisschen hilft.
Es ist meine persönliche Geschichte, aber ich erzähle auch mal ein paar medizinische Fakten, auch wenn ihr die an anderer Stelle nachlesen könntet.

Ich habe eine Autoimmunerkrankung namens Basedow, die sich hauptsächlich in Form einer Schilddrüsenstörung äußert. Das führt zu einer Überfunktion der Schilddrüse.

Zu einer Schilddrüsendiagnostik gehören mindestens 3 Werte. Diese heißen TSH, ft4 und ft3. Nur die beiden letzten sind eigentliche Schilddrüsenhormone. Das TSH ist ein sogenanntes Steuerhormon, das der SD nur sagt, wieviele Hormone sie zu produzieren hat, damit der Spiegel stimmt.

Das funktioniert vereinfacht so: Die SD schickt ihre Hormone zur Hypophyse. Dort wird das TSH gebildet. Werden zu wenige SD-Hormone an die Hypophyse geschickt, schickt die Hypophyse vermehrt TSH zurück, um der SD zu sagen, dass diese doch mal bitte ihre Produktion anheben möchte. Werden zu viele Hormone von der SD geschickt, schickt die Hypophyse weniger TSH zurück und sagt der SD damit: bitte weniger.

Das Blutbild einer Unterfunktion sieht also so aus:
SD-Werte ft4 und ft3 zu niedrig, TSH zu hoch.
Bei einer Überfunktion ist es idealerweise umgekehrt.

Idealerweise deshalb, weil es nun mal nicht immer so funktioniert. Das TSH ist ein träger Kerl und bei Autoimmunkrankheiten auch gerne mal nicht besonders aussagekräftig. Gleichzeitig ist das TSH aber das Lieblingshormon der Ärzte. Warum? Es ist billig! Und bei einer gesunden SD funktioniert der Regelkreis TSH - Schilddrüsenhormone ja auch wunderbar.

Ob das bei einer kranken SD genauso funktioniert? Kann sein, muss aber nicht. Das nur mal nebenbei. Was ihr jetzt damit anfangt, wenn euch euer Arzt aufgrund eines schönen TSHs sagt, dass mit der SD alles in Ordnung ist, müsst ihr entscheiden.

Nun wieder zu meiner Geschichte:
Ich habe also Basedow. Im März dieses Jahres wurde mir deshalb meine Schilddrüse durch eine Radiojodtherapie entfernt. Was das ist, ist nicht so wichtig, wichtig ist nur, dass meine SD danach eben langsam kaputt geht und nicht mehr selbstständig Hormone produziert. Das ist gewollt, weil eine Überfunktion, wie sie der Basedow macht, ja sehr schlecht für den Körper ist.

Nach der Radiojodtherapie näherten sich meine Hormonwerte der Norm an. Sogar das TSH, was bei mir eigentlich immer nicht messbar war, weil meine Hypophyse meine Schilddrüse quasi anflehte: WENIGER! WENIGER!, tauchte wieder auf. Schön.

Schön?
Nein.

2 Monate nach der RJT fing es an. Ich habe die Haare büschelweise verloren.

Meine SD-Werte waren in der Norm, mein TSH war da, also alles ok!?
Wo bitte liegt nun das Problem?

Das Problem war folgendes: Mein Normbereich ist nicht der Normbereich der Menschheit. Ich bin ein individueller Mensch, meine Norm liegt statistisch gesehen vermutlich irgendwo in der allgemeinen Norm, aber genauso wahrscheinlich ist es, dass nicht die gesamte allgemeine Norm auch meine ganz persönliche ist.

Der Normbereich eines jeden Menschen ist nun mal einfach enger gefasst, als irgendeine Standardnorm für Blutwerte. Wenn die Norm für einen Wert von 10-20 geht, heißt das noch lange nicht, dass sich jeder Mensch mit IRGENDeinem Wert zwischen 10 und 20 wohl fühlt. Vielleicht fühlt sich der eine bei 10 wohl, der andere bei 12 und der nächste braucht 19.

Meine Werte lagen wunderbar im Normbereich, aber es waren eben nicht MEINE Werte. Ich habe täglich bis zu 1000 Haare verloren - das konnte nicht stimmen!

Wenn es nach meinem Hausarzt gegangen wäre, wäre ich immer noch da, wo ich noch vor 2 Monaten war, aber ich konnte meinem Endokrinologen dazu nötigen mir schon Thyroxin (künstliche Schilddrüsenhormone) zu geben, obwohl meine Werte noch in der Norm waren.

Ich habe es dann auf eigene Faust probiert und relativ schnell gesteigert, aber immer mit Blutkontrollen, um mich nicht wieder in eine Überfunktion zu befördern und was soll ich sagen - seit etwa einem Monat bin ich wieder haarausfallfrei.

Ich war NIE unterhalb der Norm, aber ich hatte für mich persönlich eine Unterfunktion, die für meine Haare eine absolute Katastrophe war! Mir sind zum Ende hin sogar Augenbrauen und Wimpern ausgefallen, so gravierend war meine persönliche kleine Unterfunktion für meinen Körper.

Was will ich euch damit sagen: Die Schilddrüse ist ein verflixtes kleines Organ und schon leichte Abweichungen von der eigenen Norm - der ganz persönlichen und nicht der allgemeinen - können zu schlimmsten Auswirkungen auf eines der unwichtigsten unserer Organe führen, unser Haar. Ja, es ist funktionell entbehrlich, so ist es nun mal. Aber wir brauchen es doch so sehr für uns, unsere Psyche.

Ich will euch sicher nicht raten einfach mal so Thyroxin zu nehmen, als wären das Bonbons, denn das ist es nicht. Aber ich möchte euch raten, euch nicht mit dem TSH abspeisen zu lassen und der Sache genau nachzugehen.
Ein guter Arzt, der euer psychisches Leiden versteht, wird sich vielleicht auch auf einen Versuch mit niedrig dosiertem Thyroxin einlassen, alles natürlich nur in Verbindung mit regelmäßigen Schilddrüsenwerten und mit strengem Blick auf das Befinden, um zu garantieren, dass man sich nicht in eine Überfunktion schießt.

Ich habe innerhalb von 4 Monaten knapp die Hälfte meiner Haare verloren + einer Menge Wimpern und Augenbrauen und ich war wertemäßig kerngesund! Das Einzige, was meine Haare letztendlich gerettet hat, war die Tatsache, dass ich eben wusste, dass meine Schilddrüse krank ist, auch, wenn es einen wertemäßig grade nicht anspringt.

Gebt nicht auf. Ich wünsche euch, dass alles wieder gut wird.
Bei Fragen könnt ihr mir gern schreiben.

LG,
Sanra.

[Aktualisiert am: Do., 17 November 2011 16:45]


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