Kein Budget mehr (nach 5 Jahren Alopezie!) [Beitrag #19355] :: Mo., 22 September 2008 00:55
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Marie07
Beiträge: 6 Registriert: September 2008 Ort: Neu Isenburg, Hessen
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Hallo Ihr Lieben,
nach jahrelanger Odyssee und Schließung bzw. Kommerzialisierung so mancher Foren bin ich jetzt bei Euch gelandet und hoffentlich richtig.
Kurz zur Vorgeschichte: 2003, ein Jahr nach dem Krebstod meines Lebenspartners, setzte bei mir zum erstem Mal massiver Haarausfall ein. Es ging über diverse Wege, Zink-, Biotinmangel, den es nicht gab, über Psychologen dann endlich zum Endokrinologen, der dann feststellte: genetisch bedingte androgyne Alopezie - mit dem Befund dann wieder zurück zu meinem Hausarzt, der das einzig Empfohlene tat und mir die Diane 35 verschrieb. Auf Kassenrezept, weil das ja jetzt eine medizinisch-therapeutische und keine empfängnisverhütende Maßnahme war, bevor ich endgültig kahl wäre. Das ging auch offenbar problemlos die nächsten Jahre so weiter - und vor allem: Es stoppte den Haarausfall. Zwar habe ich seither viel dünnere Haare als zuvor, aber immer noch genug, um sie irgendwie hochzustecken und die kahlen Stellen der niemals nachgewachsenen zu verstecken.
2006, im Sommer, habe ich zum ersten Mal versucht, die Diane 35 abzusetzen (so viele Hormone kann ja nicht gut sein, und außerdem bin ich weit über die Altersgrenze und auch noch Raucherin). Stattdessen habe ich alles mögliche "marktgängige" (Regain, Aktiv F etc... ausprobiert, ohne Erfolg!) Den Tribut zollte ich sofort: Die Haare fielen wieder büschelweise aus, "Wollmäuse" überall in meiner Umgebung, Erweiterung der kahlen Stellen auf dem Kopf. Also zurück zur Diane 35. Klappte auch. Wieder Diane 35 auf Kasse, alle 3 Monate zum Doc, Rezept abholen. Einmal hab ich's verpeilt - das war, als mein Vater im Januar starb, da war ich bei ihm und nicht hier und habe mir von seinem Hausarzt notfallmäßig eine Packung verschreiben lassen, weil ich ja nicht wusste, wie lange das Sterben dauert. Es ging schnell, sein Sterben, und ich hatte eine Monatspackung Diane 35 auf Reserve auf diese grausame und schicksalsträchtige Weise.
Was mir jetzt zugute kommt: Übliche Anmeldung bei der Sprechstundenhilfe Anfang der Woche, 'ich komme dann Freitag mein Rezept holen'. Von wegen! Dort hieß es: 'Tut uns leid, das Budget für dieses Quartal lässt diese Verschreibung nicht mehr zu. Kommen Sie Anfang Oktober noch mal, dann kriegen Sie ohne Probleme Ihr Rezept.' Na klasse! Wir schrieben den 19. September, am 21. war meine Diane alle, und in 7 Tagen hätte ich eine neue Monatspackung gebraucht. Nix zu machen, Budgetüberschreitung, muss ich halt aussetzen, Blutungen und Haarausfall riskieren, für Kassenpatienten is kein Geld mehr da!
Was haltet Ihr davon? Ich trage mich mit dem Gedanken, den Arzt zu wechseln. Ist das sinnvoll? Denn dann müsste ich ja von meinem derzeitigen HA zumindest mal alle Befundberichte zur androgenetischen Alopezie bekommen (als Kopie) und dem dann das (jahrelange) Vertrauen kündigen. Das würde ich gerne auch tun, denn zu einem Arzt, dem am Ende eines Quartals das Budget zur Behandlung seiner Patienten ausgeht, habe ich kein Vertrauen mehr. Wie denkt Ihr darüber?
Danke fürs Zuhören
Marie07
Alles lässt sich so lange verbessern, bis es endlich nicht mehr funktioniert.
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Re: Kein Budget mehr (nach 5 Jahren Alopezie!) [Beitrag #19362 ist eine Antwort auf Beitrag #19356] :: Mo., 22 September 2008 22:29
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Marie07
Beiträge: 6 Registriert: September 2008 Ort: Neu Isenburg, Hessen
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Hallo Hühni,
danke Dir für den Tipp. Genau das habe ich auch in Erwägung gezogen. Das Problem wäre: einmal Privatrezept - immer Privatrezept (also auch für die Folgerezepte). Es hat meinen Doc kernige Teufelstänze gekostet, bei der KK durchzukriegen, dass diese Pille nicht Verhütungszwecken dient, sondern der Behandlung einer hormonellen Störung, nämlich androgenetische Alopezie. Und das jedes Quartal auf Neue; muss er sogar immer auf das Rezept draufschreiben.
Wie gesagt, glücklicherweise habe ich ja für einen Monat Reserve. Mir geht es primär ums Prinzip der Anerkennung von hormonell bedingtem Haarausfall als medizinische Erkrankung. Wäre ich jetzt mit Seitenstrangangina oder Mittelohrentzündung da hingekommen, hätte das Budget für die entsprechend notwendigen Antibiotika auch ausreichen oder überschritten werden müssen.
Haarausfall mit allen - auch psychischen - Konsequenzen wird von den Krankenkassen noch immer als "kosmetischer Spleen" und daher nachrangig bewertet. Nach dem Motto: Hormonelles Chaos ist ja schließlich nicht lebensbedrohlich - zumindest nicht für Kassenpatienten .
Ich hoffe, jetzt ist klarer geworden, was ich meine, und ich suche eigentlich nach ebenfalls ähnlich Betroffenen, die sich vom Gesundheitssystem verarscht und ver*sonstwas*t fühlen.
Liebe Grüße
Marie07
Alles lässt sich so lange verbessern, bis es endlich nicht mehr funktioniert.
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Re: Kein Budget mehr (nach 5 Jahren Alopezie!) [Beitrag #19365 ist eine Antwort auf Beitrag #19362] :: Di., 23 September 2008 07:46
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Hühni
Beiträge: 60 Registriert: Juni 2007
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oh, ver*sonstwas* fühle ich mich auch gelegentlich, aber ändern kann man es halt nicht... gestern zum Beispiel... meine Tochter braucht eine neue Brille, sie ist gerade in die Schule gekommen und macht schon seit ein paar Tagen den Blindflug, weil die Alte viel zu stark ist. Hat der AUgenarzt letzte Woche festgestellt. Naja, der Augenarzt (Kindersprechstunde Augenklinik) sagt, wir sollen in den Herbstferien kommen, weil mit Tropfen gemessen werden muss... Ich rufe also die Sekretärin an... Termin erst im Dezember!! Hallo??? Ich soll mein Kind drei Monate so zur Schule schicken??? Naja, meine Tochter hat das GLück über ihren Papa privat versichert zu sein, eigentlich ist das nicht meine Art, das auszuspielen, also habe ich die Dame höflich gefragt, ob denn auch die Privatsprechstunde so ausgebucht sei... Ihre Antwort: Ach nein, warum haben sie das nicht gleich gesagt... das ist dann natürlich etwas anderes..!! *grrrr* und wir haben in knapp drei Wochen in den Herbstferien einen Termin bekommen....
Das es sowas gibt, war mir ja klar, aber das es os krass und vor allem auch bei kleinen KINDERN (sie ist noch nicht mal sechs) auch so ist!!!! hat mich schon etwas entsetzt.
Naja, also, zu Dir, warum dann immer Privatrezept, das verstehe ich nicht, kriegt die Krankenkasse dann doch gar nicht mit...??? Sonst geh doch zu Deiner Gyn u. lass sie Dir da aufschreiben...??? Dann kriegt es auch Dein Hausarzt nicht mit.
LG
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Re: Kein Budget mehr (nach 5 Jahren Alopezie!) [Beitrag #19374 ist eine Antwort auf Beitrag #19365] :: Di., 23 September 2008 22:30
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Marie07
Beiträge: 6 Registriert: September 2008 Ort: Neu Isenburg, Hessen
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Hallo Hühni,
also wenn ich Deine Story über die Brille Deiner Tochter lese, krieg ich schon wieder 'nen Föhn! Gerade bei Schulkindern Augenprobleme derart unernst zu nehmen grenzt ja schon an Körperverletzung! Gut dass Du das Backup über die Privatversicherung Deines Mannes hast - auch wenn ich gut verstehen kann, dass mensch so was nicht gerne ausreizt. Obwohl: erst in den Herbstferien finde ich auch schon reichlich spät für ein sechsjähriges Kind mit Sehproblemen. Ändern werden wir diese Zweiklassenmedizin durch Ausmotzen in irgendeinem Internetforum sicherlich nicht - aber Öffentlichkeit schaffen wir schon damit, oder? Hier lesen ja paar Leute mehr mit als wenn wir das wütend in die Schublade stecken oder an irgendeine Behörde schicken - alles klar, Frau Ullala!?
Ansonsten: Klar hätte ich mir auch ne Überweisung für meine Gyn geben lassen können, dort dann in 4 Wochen einen Termin bekommen, und der Doc hätte es trotzdem mitgekriegt. Nö, da ich derzeit Urlaub habe und morgen auch für 1 Woche wegfahre, wäre ich im "Entzugsfall" zum Hausarzt meiner Mama gegangen, wo ich ja hinfahre. Der verschreibt mir alles (natürlich gegen die 10 Euro Praxisgebühr, von denen er ja selber nix hat). Aber so greife ich erst mal die Reserve an und mache einen Termin bei meinem Doc dann in 2 Wochen halt, der so ausfallen wird, dass wir beide 30 Minuten über Gesundheitspolitik wettern, während das Wartezimmer überquillt von saisonbedingten Schnupfnasen und ich mit einem 3-Monatsrezept wieder rausgehe. Never touch a running system oder (siehe Signatur).
So, bin jetzt erst mal 1 ½ Wochen offline. Dir und Deiner Tochter: Viel Erfolg beim richtigen Augenarzt mit passender Brille, zeitnah!
Liebe Grüße
Marie07
Alles lässt sich so lange verbessern, bis es endlich nicht mehr funktioniert.
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