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Haarwuchs-Zyklus

Contents[Hide]

Der Haarwuchs-Zyklus ist der entscheidende Kreislauf im Leben des Haares. Er beinhaltet drei Phasen:

1. die Anagenphase (das Haar wird vom Gefäßnetz über die Wurzel ernährt);
2. die Katagenphase (das Haar wird nicht mehr versorgt);
3. die Telogenphase (das Haar wird abgestoßen).


Der Prozentsatz der Haare pro Phase teilt sich in etwa wie folgt auf:

    85% Anagenphase
    1% Katagenphase
    14% Telogenphase.


Abstossen
Wachsen - Ruhen - Abstoßen

Im folgenden wird der Vorgang des normalen Haarwachstums, die  Ruhephase und Abtrennung von der Haarpapille sowie das Abstoßen bzw. Nachwachsen eines neuen Haares dargestellt (Bild-Quelle: Sinclair, R in: BMJ Vol. 317; 1998; 866)

 

1. Einzelheiten zur Steuerung des Haarzyklusses

Bei Tieren gibt es einen synchronisierten Haarwechsel, im besonderen bei Mäusen, Ratten und Kaninchen; beim Meerschweinchen und Menschen dagegen vollzieht sich der Haarzyklus individuell und damit zeitlich unterschiedlich in den einzelnen Haarfollikeln.

Das Verhältnis von Haaren im Ruhe- und im Wachstumsstadium wird mit Hilfe des Trichogramms (--> Trichogramm) nachgewiesen.

2. Paus: Prinzipien der Haarwuchszyklus-Kontrolle

Der Haarfollikel unterzieht sich lebenslänglich einem zyklischen Umbau zwischen Ruhen, Wachsen und Rückbildung. Allerdings ist die Telogenphase (Ruhephase) keine reine Ruhephase, da sie erhebliche Stoffwechsel- und Zellteilungsaktivitäten aufweist. Die Telogenphase könnte einer der wesentlichen Zielorte einer Haarzykluskontrolle sein, da zahlreiche wachstumsbeeinflussende Substanzen wie Androgene, Estrogene, Prolactin, Retinoide die Länge der Telogenphase beeinflussen können. Das Ziehen eines Telogenhaares führt bspw. zu einer Anagenphase und einen neuen Harwuchszyklus (und nicht zum Ruhen!). Daher könnte man die Telogenphase als eine Art Bremse im Haarzyklus ansehen, in der wachstumshemmende Aktivitäten dominieren.

Zwischen der Katagen- und der nächsten Anagenphase wird das Haar aktiv ausgestoßen oder mechanisch verloren. Wie die aktive Ausstoßung funktioniert ist kaum bekannt. Es wird daher eine eigene "Exogen"-Phase als eigener letzte Phase im Haarzyklus vorgeschlagen.

Warum es einen Haarwuchszyklus gibt, der einen völligen Auf- und Abbau der "Haarschaftfabrik" einschließt, ist im wesentlichen unklar. Nur wenige (nicht einwandfreie funktionierende?) Haarfollikel verlassen den Zyklus, sie werden durch Entzündungsvorgänge ("Programmierte Zellentfernung") entfernt.

Obwohl eine Vielzahl von systemischen, stoffwechselbedingten, immunologischen und neurologischen Faktoren (z.B. Hormone, Zytokinine, Neuropeptide, Neurotransmitter) im Laborversuch Haarwuchs beeinflussen  können, sind diese Stimuli nicht entscheidend für den Zyklus. Eher muss eine noch unbekannte "Haarzyklusuhr" diesen Prozess steuern. Diese muss in der Haut lokalisiert sein, und besteht vermutlich aus einer Wechselwirkung zwischen dem Haarfollikel-Epithel (z.B. Haarmatrix,sekundärer Haarkeim) und dem Haarfollikel-Mesenchym (z.B. Fibroblasten in der
Haarscheide und in der Papille). Vermutlich bestehen die Wechselwirkungen in Konzentrationsänderungen der Signalgeber wie Wachstumsfaktoren, Cytokinine, Hormone und Neuropeptide.

Auffallend ist dabei, das mehr physiologische "Hemmstoffe" als Stimulatoren für den Haarwuchs gefunden wurden. Dies könnte eine alte Vermutung bestätigen, wonach der Haarwuchszyklus vorwiegend durch Hemmstoffe geregelt wird, derem Wirkungsverlust bzw. Konzentrationsabsenkung den Haarwuchszyklus enthemmt und den Beginn eines neuen Zyklus erlaubt.

Aus der sicheren Zuordnung zu den Haarzellen an sich ergibt sich das Wunschziel, das eine Beeinflussung durch ein topisches Wirksystem (z.B. mit Hilfe von Liposomen) möglich sein sollte, also auf die systemische Gabe von Arzneimitteln eigentlich verzichtet werden könnte. Vermutlich wird eine Kontrolle am effektivsten über die Manipulation des Katagen- und Telogen-Phase erfolgen. Ziel wäre es, den Zelltod im Haarfollikel zu stoppen, oder die Wachstumsbremse für die Anagenphase in der Telogenphase aufzuheben.

3.  

4. Der Haarfollikel-Zyklus

 

 Periode   Wesentliche
Eigenschaften
Dauer /
%-Anteil der Haarfollikel
Anagen "Wachstumsphase" 1-6 Jahre /  80-90 %
  Konstruktion der "Haarschaftfabrik":

Haarmatrix,
Äußere und Innere Wurzelscheide 

Bildung Haarschaft durch massive Keratinocytenzellteilung in der Haarmatrix und
schnelle Differentiation in pre-corticale Matrix

Pigmentierung des Haarschaftes durch  Follikel-Melanogenese

Umbau der perifollicularen Innervation

Umbau des Haarfollikel-Immunsystems (HIS); z.B. Aufbau des Immunprivilegs in Haarmatrix
und Innere Wurzelscheide

 

 

Katagen Regressionsphase Wochen (?) / <1 %
    Programmierte Involvierung des unteren Haarfollikels: Abbau
der "Haarschaftfabrik"

Beendigung der follikulären Melanogenese
(Pigmentproduktion)

Sterben der Melanocyten

Bildung Club Haare

Kondensation und Aufwärtsbewegung der Papille

Extensiver Basalmembranumbau des Haarfollikels

  
Telogen "Ruhe" phase 3-9 Monate / 10-20 %
     Älterwerden der Club Haare (?)

Erhalt verschiedener
Vorläuferzellen im zweiten Haarkeim und Resten der Zwiebel

 
Exogen (hypothetische) Phase aktiver
Haarausstoßung
?  / ?


Artikel zusammengefasst aus:
Paus, Ralf. In: The Journal of Dermatology; 25; 793-802, 1998.

5. Schlussfolgerungen/offene Fragen

  •     Eine noch unbekannte "Haarzyklusuhr" sorgt für einen immer wieder neuen Vorgang von Auf- und Abbau des Haarfollikels.
  •     Möglicherweise erfolgt die Steuerung des Haarwuchses durch ein Abbremsen der Anagenphase.
  •     Eine Regulierung muss lokal im Haarfollikel erfolgen.
  •     Zahlreiche Signalgeber wie z.B. Wachstumsfaktoren sind an diesem komplizierten Prozess beteiligt.
  •     Die derzeitigen Konzepte für eine Einflussnahme durch vorhandene  Produkte auf den Haarwuchs müssen in bestimmten Perioden des Haarzyklus angesiedelt sein, die konkreten Einzelheiten sind derzeit noch weitgehend unbekannt.

 

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